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Ein Strand bis zum Horizont, der Leuchtturm als Wahrzeichen, das hübsche Friesendörfchen Nebel und dazu ganz viel Weite und Ruhe: Diese Insel ist perfekt für Naturliebhaber. Tipps für einen Urlaub auf Amrum.
Einfach mal komplett abschalten, dafür ist Amrum genau das passende Reiseziel. Schon die Anreise verspricht Entschleunigung pur. Die Überfahrt mit der Fähre von Dagebüll aus dauert ganze zwei Stunden – schon fast eine Minikreuzfahrt, nur unterbrochen von einem Zwischenstopp auf der Nachbarinsel Föhr. Das rund 20 Quadratkilometer große Amrum ist die kleinste der nordfriesischen Inseln – und bietet trotzdem vor allem am Kniepsand unendliche Weite. Früher war Oomram, wie die Insel auf Friesisch heißt, eine Fischerinsel. Heute lebt der Großteil der etwa 2.500 Einwohner vom Tourismus, nur noch ein Fischer ist auf der Insel beheimatet.
Während der Überfahrt, die auch einen tollen Blick auf die Halligen bietet, ziehen trotzdem einige Fischkutter neben uns ihre Netze durchs Wasser. Und angekommen in Wittdün, gehört natürlich auch auf Amrum Fisch und das an der Küste obligatorische Fischbrötchen dazu. Traditionelle Anlaufstelle ist Scholles Fisch-Buttze in der Inselstraße. Aber auch im Hafen 31 fast gegenüber schmecken die Fischbrötchen lecker.
Das geschäftige Wittdün ist der jüngste Ort der Insel: Erst 1890 entstand der Urlaubsort am neuen Fähranleger. Bis heute ist Wittdün das Tor zur Insel – und wenn du von der Fähre runterfährst, bist du schon mitten auf der Hauptstraße mit seinen kleinen Lädchen, dem zentralen Einkaufsmarkt, Cafés und Restaurants. Wittdün liegt an der Südspitze Amrums, die du über den Spazierweg Wandelbahn umrunden kannst. Wenn du die untere Wandelbahn nimmst, kommst du auch an der Strandbar Seehund vorbei. Hier kannst du es dir im Strandkorb gemütlich machen und den Blick auf den Kniepsand genießen, abends sogar mit Sonnenuntergang inklusive.
Wittdün: Mit dem Fahrrad Richtung Leuchtturm
Der Kniepsand ist das Highlight auf Amrum und schmiegt sich auf einer Länge von 15 Kilometern an die Insel. Genau genommen ist Amrums Strand nämlich gar nicht Teil der Insel, sondern eine extrem langsam wandernde Sandbank. Bis Mitte der 1960-er Jahre war die noch durch ein Priel von der Insel getrennt. Heute gilt der Kniepsand als einer der größten zusammenhängenden Badestrände Europas. Und hier in Wittdün ist er besonders breit: Bis zu 1,5 Kilometer kann die Wanderung durch den Sand bis vorne ans Wasser lang sein.
Wir laufen die Obere Wandelbahn entlang weiter Richtung Dünen und stehen nach einem kurzen Spaziergang über die Bohlenwege schon bald vor einer weiteren Besonderheit auf Amrum. Der Wriakhörn ist ein Süßwassersee und beliebte Raststation für See- und Strandvögel. Von hier ist es anschließend nur noch ein kurzes Stück bis zur Aussichtsdüne – und dort oben liegt uns nicht nur Amrums Dünenlandschaft zu Füßen, der Blick geht bis zum Leuchtturm, dem Wahrzeichen der Insel, und weit über den Kniepsand bis hinaus auf die Nordsee.
Zurück im Ort schnappen wir uns die Räder und starten zur Fahrradtour über die Insel. Im Westen grenzt der Wald an die Dünen – und hier kannst du fast bis nach Norddorf im Schatten und durch sattes Grün über die Insel cruisen. Als erster Stopp liegt schon kurz hinter Wittdün der Leuchtturm an der Strecke. Der Amrumer Leuchtturm ist der größte an der deutschen Nordseeküste und von oben hast du einen tollen Panoramablick. Es lohnt sich also, die Stufen bis zur Aussichtsplattform zu erklimmen.
Nebel: Friesenhäuser und eine Mühle
Insgesamt gibt es auf Amrum mit Wittdün, Süddorf, Steenodde, Nebel und Norddorf fünf Orte, wobei Süddorf und Steenodde als Ortsteile von Nebel gelten. Mit seinem historischen Ortskern, den alten Friesenhäusern unter Reet und den Blumengärten ist Nebel definitiv der schönste Ort der Insel. Hier kannst du eintauchen in die Geschichte von Oomram – und die Reise in die Vergangenheit fängt direkt am Ortseingang an. Dort steht nämlich die Amrumer Windmühle von 1771, die als älteste Mühle Schleswig-Holsteins gilt. Das weitere Wahrzeichen der Insel ist heute ein Museum und kann besichtigt werden.
Nur ein paar Straßen weiter steht mit dem Öömrang Hüs ein weiteres Stück Dorfgeschichte. In dem ehemaligen Kapitänshaus aus dem 18. Jahrhundert kannst du sehen, wie man vor einigen Jahrhunderten auf Amrum gelebt hat. Und wer es besonders romantisch mag, kann in dem historischen Friesenhaus auch heiraten.
Wenn du vom Öömrang Hüs Nebels Hauptsträßchen Uasterstigh entlangschlenderst, kommst du nicht nur an vielen weiteren hübschen Friesenhäuschen vorbei, sondern landest nach ein paar hundert Metern automatisch vor der St.-Clemens-Kirche, der größten Kirche auf Amrum. Wenn du dir die Kirche mit ihrem Reetdach anschaust, solltest du unbedingt auch den Friedhof besuchen. Dort erzählen die über 150 sprechenden Grabsteine von Amrums ehemaligen Bewohnern und ihren Lebensgeschichten.
Nebel: Friesentorte und ein Strandcafé
Nebel lohnt sich aber nicht nur wegen seiner fotogenen Friesenhäuser und dem Einblick in die Zeiten von Kapitänen und Walfängern, sondern auch wegen seiner Cafés und cooler Ladenkonzepte wie dem Blaufeuer. Amrums wahrscheinlich ausgefallenstes Café ist das Dörnsk an Köögem, was auf Friesisch so viel heißt wie „Stube und Küche“. Hier sitzt du wirklich in der guten alten Stube und unter der Decke hängen die Kaffeekannen. Zu essen gibt es nicht nur hausgemachten Kuchen, sondern auch noch weitere Kleinigkeiten.
Nur ein Stück die Straße hinunter wartet mit dem Friesen-Café eine weitere Amrumer Institution. In dem über 250 Jahre alten Friesenhaus bekommst du angeblich die beste Friesentorte der Insel und dazu gibt es hausgemachten Eiergrogg. Unbedingt vorbeischauen solltest du außerdem im Blaufeuer in Nebels alter Apotheke. Hier erwartet dich ein modernes Konzept mit einem Mix aus kleiner Boutique und Bistro. Perfekt für die Mittagspause in der Sonne.
Die ungewöhnlichste Café-Überraschung erwartet dich dann allerdings am Strand von Nebel. Fast wie eine Fatamorgana in der Wüste steht weit vorne auf dem Kniepsand das Café Knülle. Das mobile Strandcafé im Bauwagen ist nur während der Sommersaison geöffnet, dann aber äußerst beliebt für das Eis zwischendurch oder den Sundowner am Abend.
Amrum: Eine Wanderung durch die Dünen
Die Amrumer Dünen sind erstrecken sich im Westen fast über die ganze Insel und sind ein Naturschutzgebiet. Wer Natur und Ruhe sucht, der ist hier bestens aufgehoben und oft allein unterwegs. Das gesamte Gebiet durchziehen mit viel Aufwand angelegte Bohlenwege, die zu einer Wanderung durch Heide und Dünen einladen. Besonders spannend ist die Wanderung entlang des Dünenlehrpfads an der Vogelkoje. Teil des Naturerlebnisraumes Vogelkoje Meeram ist das archäologische Areal – und mittendrin steht das 2014 rekonstruierte Eisenzeitliche Haus. Über den „Weg in die Vergangenheit“, der mit Zeitmarkern auf den Bohlenwegen eingelassen ist, landest du mitten im Ausgrabungsgebiet und kannst in dem Gebäude in die Geschichte Amrums von der Eisenzeit bis zur Jungsteinzeit eintauchen.
Wenn du anschließend über die Bohlenwege weiter Richtung Kniepsand wanderst, kommst du zum nördlichsten Leuchtturm von Amrum. Das 1905 erbaute Quermarkenfeuer Norddorf steht auf einer Sanddüne und bietet von der Aussichtsplattform ebenfalls einen tollen Blick über das Naturschutzgebiet, den Kniepsand und bis hinüber zur Nachbarinsel Sylt. Bei gutem Wetter kannst du Hörnum und seinen Leuchtturm am Horizont bestens sehen.
Norddorf: Natur pur an der Amrumer Odde
Ganz im Norden von Amrum liegt – wie könnte es bei dem Namen anders sein: Norddorf. Das Seeheilbad wird geprägt von großen Kureinrichtungen und ich fühle mich an Nesthäkchen erinnert. Mit dem Buch bin ich in meiner Kindheit das erste Mal im Kopf nach Amrum gereist. Dazu kommen Hotels, Restaurants, Cafés und Amrums Kino. Apropos Café: Das Café Schult in Norddorf solltest du unbedingt einplanen. Im traditionellem Teestubenambiente kannst du dir die Friesenwaffeln aus dem Kochbuch von Oma Hertha schmecken lassen – und anschließend im Laden als Mitbringsel mit nach Hause nehmen.
Frisch gestärkt startest du dann zur Erkundungstour von Amrums Nordspitze. Hier zieht sich eine fast unberührte Dünen- und Strandlandschaft ins Meer hinein. Die Amrumer Odde ist durch den stetig nach Osten wandernden Kniepsand entstanden und heute ein Naturschutzgebiet. Betreut wird es vom Verein Jordsand, der auch regelmäßig Führungen anbietet. Hier im Norden von Amrum triffst du auf Natur pur, kannst Graugänse und Fasane beobachten oder mit dem Fahrrad am Deich entlang radeln. Einen Einblick in das Wattenmeer gibt es außerdem im Naturzentrum Amrum. Und bei einer Wattwanderung von Amrum nach Föhr kannst du das Unesco-Weltnaturerbe hautnah erleben.
Du möchtest lieber entspannen und gemütlich am Strand liegen? Auch das geht in Norddorf natürlich ganz wunderbar. Auch hier ist der Kniepsand so breit, dass du zwischen den Strandkörben direkt an den Dünen oder weiter vorne am Wasser wählen kannst. Und wenn du nach dem Tag am Meer Lust auf einen Sundowner hast, ist die Beachbar Strand 33 perfekt. Hier kannst du mitten in den Dünen sitzen und den Ausblick übers Meer bis hinüber nach Sylt genießen.
Steenodde: Der kleine Ort am Watt
Um die Inselrundfahrt komplett zu machen, nehmen wir für den Rückweg den Weg auf der Ostseite der Insel am Watt. Von der Nordspitze Amrums aus kannst du durchgängig direkt am Wattenmeer entlangfahren und bei Flut den Blick aufs Wasser genießen. So kommst du wieder an Nebel vorbei – und wenn du anschließend etwas erhöht entlang des Steenodder Kliffs weiterradelst, kommt du nach Steenodde. Hier bist du nun im kleinsten Ort der Insel Amrum, direkt am Wattenmeer gelegen. Am Anleger in Steenodde kannst du im Sommer fangfrischen Fisch von Amrums letztem Fischer kaufen – und außerdem findest du hier zwei der besten Restaurants der Insel.
In der Gastwirtschaft Likedeeler isst du mit etwas Glück mit Meerblick und solltest deshalb vorher unbedingt reservieren. Nur ein paar Häuser weiter bekommst du im Hal Mei friesische Tapas auf den Teller. Neben Matjestartar oder dem Steenodder Fischtopf findest du auf der Karte aber auch klassische oder vegetarische Tapas. Nach dem Essen kannst du dann in einer der Strandbars oder auf einer Aussichtsdüne den Sonnenuntergang genießen und den Tag auf Amrum ausklingen lassen.
Praktische Tipps
Entspannt kommst du mit der Deutschen Bahn in den Urlaub auf Amrum. Der Zug bringt dich direkt bis zum Fähranleger in Dagebüll Mole. Wer nicht mit dem Auto auf die Insel möchte, kann alternativ auch in Schlüttsiel oder Nordstrand die Personenfähre nehmen. Auf der Insel bist du am besten mit dem Fahrrad unterwegs, das du unter anderem schon gleich am Fähranleger mieten kannst. Es gibt aber auch regelmäßige Busverbindungen von Wittdün bis Norddorf. Günstige Übernachtungsmöglichkeiten kannst du über Booking.com buchen. Auf der Insel gibt es auch eine Jugendherberge und einen Campingplatz in den Dünen. Weitere Tipps und Übernachtungsmöglichkeiten findest du unter www.amrum.de. Zur Vorbereitung empfehle ich dir außerdem den Reise Know-How Reiseführer Amrum oder den Marco Polo Reiseführer Föhr & Amrum. Und noch mehr Ideen für den Sommer findest du im Artikel „Urlaub am Meer: 11 Tipps für Ferien in Schleswig-Holstein“.
Warst du schon auf Amrum? Hast du weitere Tipps für meine Leser? Dann freue ich mich wie immer über einen Kommentar! Und wenn dir der Artikel gefallen hat, teil ihn doch gerne mit deinen Freunden! Damit du keine neue Geschichte mehr verpasst, kannst du mir außerdem auf Facebook, Pinterest, Instagram, Bloglovin‘ und Tripadvisor folgen. Oder du abonnierst dir My Happy Places als Newsletter.
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2 Kommentare
Hallo Britta,
das Friesencafe und das Cafe Schult kann ich ebenfalls empfehlen. Aber meine Nummer 1 der Cafes ist das Cafe Auszeit am Wittdüner Ortsausgang: https://diereiseule.com/amrum-cafes/
Außerdem empfehle ich Amrum-Urlaubern unbedingt die Wattwanderung von Amrum nach Föhr oder umgekehrt mit Dark Bloome zu machen. Ein cooler Typ und man erfährt soviel über die Wichtigkeit dieses Ökoraums.
Liebe Grüße
Liane
Liebe Liane,
das Café Auszeit muss ich dann offensichtlich unbedingt beim nächsten Besuch auf der Insel ausprobieren 🙂 Danke dir für den Tipp!
Liebe Grüße
Britta