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Eine historische Altstadt, über 800 Jugendstilgebäude, der Zentralmarkt in alten Zeppelinhangars und eine Katze auf dem Dach – es gibt viele Gründe für einen Besuch in Lettlands Hauptstadt. Die Highlights in Riga.
Das Erbe der Hansezeit ist bis heute an vielen Stellen in Rigas Altstadt sichtbar. Backsteingotik, Jugendstil und Holzhäuser stehen architektonisch für die verschiedenen Epochen der lettischen Hauptstadt. Seit 1997 zählt das Zentrum der Stadt an der Düna deshalb auch zum Unesco-Weltkulturerbe. Und mit seinen knapp 700.000 Einwohnern ist Riga noch vor Vilnius und Tallinn die größte Hauptstadt im Baltikum.
Nicht erst seit dem EU-Beitritt Lettlands 2004 ist Riga eines der beliebten Reiseziele im Norden – und doch deutlich weniger überlaufen als andere europäische Hauptstädte. Im Vergleich zu angesagten Zielen wie London, Paris oder Prag hat die lettische Metropole oft das Nachsehen. Und dabei lohnt sich der Ausflug ins Baltikum nicht nur wegen der gut erhaltenen Altstadt Rigas. Die Hansestadt bietet noch einige andere Highlights und genügend Todos mindestens für einen Wochenendtrip.
Das Erbe der Hansezeit: Unterwegs durch Rigas Altstadt
Das Wahrzeichen von Riga ist das Schwarzhäupterhaus. Das Gebäude am Rathausplatz wurde 1334 erstmals als „Neues Haus der Großen Gilde“ erwähnt. Hier haben sich damals Kaufleute und Bürger getroffen. Das im Zweiten Weltkrieg zerstörte Ensemble wurde zur 800-Jahr-Feier in den 90ern originalgetreu rekonstruiert und ist heute das Schmuckstück der Stadt. Für uns ist es der Ausgangspunkt für unseren Spaziergang durch Rigas Weltkulturerbe-Altstadt.
Das Zentrum von Lettlands Hauptstadt ist kompakt und selbst ohne Stadtplan läufst du fast automatisch an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbei. Lass dich also einfach durch die Gassen der alten Hansestadt treiben. Überragt wird Rigas Altstadt von den imposanten Backsteinkirchen, allen voran der Dom und die Petrikirche. Hinter letzterer triffst du ein paar alte Bekannte: Die Partnerstadt Bremen hat Riga eine Skulptur geschenkt, in der die Bremer Stadtmusikanten durch einen Spalt im Eisernen Vorhang schauen.
Nur ein paar Schritte entfernt steht mit dem Restaurant 1221 eines der meistfotografierten Gebäude Rigas und serviert lettische Spezialitäten. Noch ein Stück weiter findest du mit den Drei Brüdern die ältesten Häuser der Stadt. Das Schwedentor ist das einzige erhaltene historische Stadttor. Von hier laufen wir weiter Richtung Livenplatz, einer der schönsten Plätze im Zentrum der lettischen Hauptstadt. An dessen Rand stehen die Gebäude der Kleinen und Großen Gilde – und wenn du hier nach oben schaust, kannst du eines der ungewöhnlichsten Sehenswürdigkeiten Rigas entdecken. Die Katze auf dem Dach in der Meistaru iela 10 hatte einst ihren Hintern der Großen Gilde zugedreht – als subtile Rache eines abgelehnten Kaufmanns.
Der Bauch von Riga: Einkaufen auf dem Zentralmarkt
Nach einem Spaziergang durch Rigas Altstadt bietet sich für ein zweites Frühstück oder zum Lunch ein Abstecher zu Rigas Zentralmarkt an. Der Markt befindet sich ein paar Gehminuten südlich der Altstadt und markiert den Eingang zum russischen Viertel. Rigas Zentralmarkt gilt als einer der größten und ältesten Märkte Europas und ist alleine auf Grund seiner Location sehenswert. Die fünf riesigen Markthallen waren früher Zeppelinhangars. Heute kannst du hier frisches Obst und Gemüse, Fisch, Fleisch und Milchprodukte einkaufen. Jede Halle hat ihren eigenen Schwerpunkt.
Wir beobachten eine Weile das Treiben und machen dann einen Abstecher zum Food-Court Centralais Gastro Tirgus. Hier findest du viele kleine Restaurants und Streetfood-Stände mit lettischen und internationalen Spezialitäten. Wenn du dich einmal durchprobieren möchtest, kannst du beispielsweise eine Food-Tour über den Zentralmarkt buchen.
Unweit des Zentralmarkts vorne am Fluss Düna ist anschließend das Speicherviertel Spikeri einen Abstecher wert. Das historische Ensemble wurde zu Rigas Zeit als Europäische Kulturhauptstadt 2014 restauriert und in ein Kulturzentrum verwandelt. Heute findest du in den alten Ziegelsteingebäuden Galerien, Restaurants und Cafés.
Und auch ein Ausflug auf die andere Dünaseite lohnt sich. Am rechten Flussufer überragt mit der lettischen Nationalbibliothek eines der markantesten modernen Gebäude Rigas das Ufer. Im Inneren des von den Letten „Lichtschloss“ getauften Gebäudes findest du Bücherregale soweit das Auge reicht. Noch ein Stück weiter den Fluss entlang folgt dann auf einer Halbinsel das für seine Holzhäuser bekannte Viertel Kiepenholm, auf Lettisch Kipsala. Wir haben es nicht mehr bis dorthin geschafft – ein paar Dinge muss man sich ja aber auch für einen nächsten Besuch aufheben.
Sichtbare Geschichte in Rigas Zentrum
Apropos russisches Viertel: Lettland hat eine bewegte Geschichte hinter sich und ist erst seit 1991 wieder ein souveräner Staat. Seit 2004 sind die baltischen Länder außerdem Mitglied der Europäischen Union. Vor allem die Zeit als Teil der Sowjetunion ist bis heute in Riga sichtbar und etwa ein Viertel der lettischen Bevölkerung sind russische Muttersprachler. In der so genannten Moskauer Vorstadt leben weiter viele Russen und markante Gebäude wie die Akademie der Wissenschaften stehen für den stalinistischen Zuckerbäckerstil. Von der Aussichtsplattform oben hast du allerdings auch einen tollen Blick über die Stadt.
Den Gegenpol bildet das Freiheitsdenkmal im Osten der Altstadt. Es ist das Symbol der Unabhängigkeit Lettlands und für die Bewohner der Hauptstadt die wichtigste Sehenswürdigkeit. Die drei Sterne symbolisieren die drei historischen Regionen Lettlands Kurland, Livland und Lettgallen. Das Freiheitsdenkmal steht mitten im Grüngürtel der Altstadt – perfekt für einen kurzen Zwischenstopp und einen Spaziergang Richtung Jugendstilviertel.
Art Nouveau: Ein Spaziergang durchs Jugendstilviertel
Etwa ein Drittel des Stadtzentrums von Riga besteht aus Jugendstilbauten. Über 800 Gebäude sollen es insgesamt in der Innenstadt sein. Damit hat die baltische Metropole den Titel als Europas Jugenstilhauptstadt sicher. Das Art Nouveau Museum und die meisten Gebäude findest du in den Straßen nordöstlich der Altstadt rund um die Elizabetes iela und entlang der Alberta iela. Einige der wunderschön restaurierten Häuser in Rigas Neustadt sind heute sogar nationale Architekturdenkmäler.
Am besten lässt du dich auch hier einfach durch die Straßen treiben und bewunderst die verschnörkelten, eleganten oder auch verrückten Gebäude. Den Blick nach oben dabei nicht vergessen! Du wirst prachtvolle Fassaden mit üppigen Blumen- und Pflanzenornamenten, nackten Frauenkörpern, Gesichtern und Fratzen entdecken – und sicher über den Detailreichtum staunen. Auch hier zeigen sich bis heute Pracht und Reichtum der alten Hansestadt. Wenn du dich für die Details interessierst, kannst du schon im Vorfeld eine Tour durch Rigas Jugendstilviertel buchen.
Östlich der Altstadt: das kreative Riga
Nach all der Geschichte und Kultur wird es schließlich Zeit für einen Abstecher ins bunte und alternative Riga. Die Viertel östlich der Altstadt sind noch nicht ganz so fein gemacht wie das historische Zentrum und damit für Künstler und Kreative besonders spannend. Rund um die Miera iela findest du deshalb auch viele alternative Cafés, Kneipen und Ateliers. Für einen ersten Zwischenstopp bietet sich die Rocket Bean Roastery an. In der stylischen Kaffeerösterei kannst du dich mit einem der hauseigenen Kaffees ans Fenster setzen und das Treiben auf der Straße beobachten.
Direkt gegenüber kannst du im Tallinas Street Quarter dann in Rigas bunte Streetart-Szene eintauchen. Im Innenhof eines alten Industriekomplexes ist hier eines von Rigas neuen Kreativquartieren entstanden, Ateliers, Cafés und Streetfood inklusive. Eine Anlaufstelle ist beispielsweise das bunte Ezitis Migla.
Für uns gibt es am Abend aber noch einen weiteren Abstecher in die moderne lettische Küche. Die Macher im Riits setzen auf regionale und frische Bio-Produkte und kochen zudem möglichst saisonal. Bei der Zubereitung in der offenen Küche kannst du sogar zuschauen. Derweil machst du es dir in dem kleinen Restaurant mit seinem ungewöhnlichen Wandbehang aus Eierpappen und Vogelhäuschen gemütlich.
Leider nicht mehr geschafft haben wir den Ausflug ans Meer. Entlang der Rigaer Bucht entstanden um 1900 an der Ostsee zahlreiche Badeorte. Die alten Villen und Badehäuser stehen noch heute und lassen die alten Zeiten lebendig werden. Am bekanntesten ist das Seebad Jurmala und in einer knappen Stunde bist du hier draußen an der baltischen Riviera. Für uns ein Grund, im Sommer nochmal wiederzukommen nach Riga.
Praktische Tipps
Aus Deutschland kommst du mit Air Baltic von vielen Flughäfen per Direktflug nach Riga. Die Altstadt ist kompakt und gut zu Fuß zu erkunden. Es gibt außerdem ein gut ausgebautes Nahverkehrssystem. Seit 2014 gilt der Euro auch in Lettland, so dass du kein Geld tauschen musst. Die Preise sind dabei immer noch deutlich günstiger als in anderen europäischen Hauptstädten. Das passende Hotel findest du auf Booking.com, verschiedene Stadtführungen kannst du schon im Vorfeld auf GetYourGuide buchen. Für weitere Tipps hatte ich das Reise Know-How CityTrip Riga im Gepäck. Und auf GoOnTravelGoOnTravel findest du die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Altstadt nochmal schön aufgelistet. Und wenn du schon mal da bist, lohnt es sich, den Ausflug ins Baltikum direkt mit einem Besuch in Tallinn zu verbinden. Tipps für Estlands Hauptstadt findest du in meinem Artikel „Unterwegs durch Tallinn: Altstadt trifft Kreativszene“.
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