Eine malerische Altstadt und mittelalterliches Flair: Das ist Lüneburg. In der Universitätsstadt an der Ilmenau trifft historische Backsteinarchitektur auf Daniel Libeskind. Nicht nur deshalb ist die hübsche Hansestadt unbedingt einen Besuch wert.

Apropos Hansestadt: Bei dem Stichwort sind mir natürlich Hamburg und Bremen, Lübeck und vielleicht noch Wismar und Stralsund eingefallen. Lüneburg war bisher so gar nicht präsent. Und dabei ist die Universitätsstadt nur eine gute halbe Stunde von Hamburg entfernt. Wir haben einen wunderschön sonnigen Herbsttag erwischt – und deshalb steht nach meinem ersten Besuch eines fest: Ich war sicher nicht zum letzten Mal da!

Salzstadt Lüneburg: Geprägt durch das weiße Gold

Ein Highlight am Sande: die Industrie- und Handelskammer
Ein Highlight am Sande: die Industrie- und Handelskammer

Lüneburg ist nicht nur Hansestadt, sondern auch Salzstadt. Das weiße Gold hat der Stadt im Mittelalter zu großem Reichtum verholfen – und der ist bis heute sichtbar. Prächtige Bürgerhäuser in der gesamten Innenstadt zeugen davon, wie kostbar Salz über viele Jahrhunderte war. Und weil Lüneburg im Krieg von größeren Zerstörungen verschont blieb, fühlt sich ein Spaziergang durch die über 1.000 Jahre alte Stadt umso mehr wie eine Reise in vergangene Zeiten an.

Wir beginnen unseren Stadtbummel in der Innenstadt. Der Platz Am Sande wird eingerahmt von wunderschönen Giebelhäusern. Das schönste Haus am Platz aus schwarz-weiß glasiertem Backstein war früher ein Brauhaus und ist heute Sitz der Industrie- und Handelskammer. Das gegenüberliegende Ende des langgezogenen Platzes überragt die St. Johanniskirche.

Im Mittelalter war die Straße ungepflastert und sandig, daher der Name. Hier verliefen die Handelswege, der Platz war Warenumschlagsplatz. Unter anderem wurde Am Sande das Salz gehandelt. Durch seine lange Monopolstellung als Salzlieferant war Lüneburg ein frühes Mitglied der Hanse und wurde schnell eine der wichtigsten Städte des Handelsverbundes. Wir laufen rechts an der Industrie- und Handelskammer vorbei die Grapengießerstraße entlang und machen einen kurzen Zwischenstopp im Café Zeitgeist. Hier lässt es sich wunderbar frühstücken, aber auch später für ein Stück Kuchen ist das süße Café immer ein guter Tipp.

Auf Salz gebaut: Spuren der Geschichte

Anschließend geht’s weiter Richtung Senkungsgebiet. So wird das historische Viertel dort zwischen der ehemaligen Saline und dem Kalkberg bezeichnet. Das Problem: Der Salzstock liegt unter Teilen der Innenstadt und durch den intensiveren Abbau Mitte des 19. Jahrhunderts hat sich die Erdoberfläche an vielen Stellen gesenkt. Drei bis fünf Zentimeter waren es teilweise pro Jahr – und das ist nicht ohne Spuren an der Stadt vorbei gegangen.

Häuser und Kirchen am Rande des Gebietes haben durch die Absenkung ihre Stabilität verloren und mussten teilweise abgerissen werden – darunter sogar die Marienkirche und die Lambertikirche. Die Michaeliskirche steht zwar immer noch, aber auch dort kannst du die Folgen der Senkung zum Beispiel an den schiefen Säulen erkennen.

Dem Charme des Viertels hat das Gott sei Dank nicht geschadet. Einen Spaziergang durch die verwinkelten und malerischen Altstadtstraßen rund um die Michaeliskirche musst du unbedingt einplanen. Hier findest du  verwunschene Gässchen mit hübsch restaurierten Fachwerkhäusern, Rosenstöcken vor der Tür und den typischen Lüneburger Türen.

Die Saline diente übrigens trotz all der Schwierigkeiten noch bis 1980 zur Salzgewinnung und wurde dann geschlossen. Heute befindet sich dort das Deutsche Salzmuseum und du erfährst einiges über die Geschichte der Gewinnung des weißen Goldes in der Hansestadt. Und für die Salü Salztherme wird übrigens immer noch ein bisschen Salz abgebaut.

Stadtbummel zwischen Backsteinschmuckstücken

Ein Bummel durch die verwinkelten Gassen lohnt sich allerdings nicht nur in Lüneburgs historischer Altstadt. Auch in der restlichen Innenstadt findest du zahlreiche imposante Giebel- und Bürgerhäuser. Ein Blick nach oben lohnt eigentlich immer, denn die Backsteinarchitektur der alten Hansestadt ist bemerkenswert vielfältig. Von der Gotik bis zur Gründerzeit sind alle Baustile erhalten.

Neben dem Rathaus, den Kirchen und den prächtigen Giebeln der alten Bürgerhäuser gibt es auch solide Back- und Brauhäuser. Die oft filigran verzierten Fassaden erzählen zudem von den einstigen Erbauern und Bewohnern.

Lüneburgs Rathaus scheint auf den ersten Blick nicht ganz in diese Backsteinidylle zu passen. Aber das täuscht: Hinter der barocken Fassade zum Marktplatz verbirgt sich eines der größten mittelalterlichen Rathäuser Nordeuropas. Wenn du die Waagestraße entlang läufst, entdeckst du auch hier ganz viel norddeutsche Backsteingotik und kannst außerdem einen Blick in den Rathausgarten werfen, der tagsüber für Besucher geöffnet ist.

„Rote Rosen“ rund um den Alten Hafen

Noch mehr Idylle bietet Lüneburg rund um den Alten Hafen. Die Stadt liegt an der Ilmenau, einer der Wassertransportwege im Mittelalter. An die frühere Hafenwirtschaft erinnert immer noch der Alte Kran. Ende des 18. Jahrhunderts erbaut, zählte der Hafenkran damals zu den leistungsfähigsten in ganz Norddeutschland. Heute ist er längst außer Dienst und eines der Wahrzeichen der Stadt.

Das Wasserviertel rund um Lüneburgs Alten Hafen ist übrigens einer der malerischten Orte der Hansestadt. Und bei so viel Idylle liegt es fast auf der Hand, dass die Stadt auch als TV-Kulisse dient. Schon seit 2006 läuft in der ARD die Telenovela „Rote Rosen” mit ihren Geschichten rund um Liebe, Verrat und Freundschaften. Einer der Hauptdarsteller: das romantische Lüneburg. Der Alte Kran, die Ilmenauterrassen mit ihren Restaurants und die Brücken über Wehr und Fluss dienen als Kulisse.

Am Alten Hafen steht auch das Hotel Bergström, bekannt als Filmhotel „Drei Könige“. Fans der Serie können in Lüneburg zudem auf einer „Rote Rosen“ Führung auf den Spuren der Serie wandeln und die Drehorte und das Studio besuchen. Und mit etwas Glück läufst du sogar mitten in die Dreharbeiten hinein. Mindestens zwei Mal pro Woche wird in Lüneburg Innenstadt gedreht.

Malerische Idylle in Lüneburgs Wasserviertel

Auch wenn du wie ich noch nicht eine Folge der Erfolgsserie gesehen hast, solltest du dem Wasserviertel an der Ilmenau unbedingt einen Besuch abstatten. An einem sonnigen Tag wie wir ihn erwischt haben, kannst du direkt am Wasser sitzen. Ein Tipp für Kuchenfans ist Anna’s Café in der Salzstraße Am Wasser. Hier kannst du es dir auf den alten Sofas gemütlich machen und dir dazu ein Stück der leckeren hausgemachten Kuchen und Torten schmecken lassen.

Am Alten Hafen und entlang der Ilmenau ist Lüneburg besonders malerisch
Am Alten Hafen und entlang der Ilmenau ist Lüneburg besonders malerisch

„Am Stintmarkt“ und „Am Fischmarkt“ heißen die Straßen am alten Hafen und erinnern daran, dass dort früher der frische Fang verkauft wurde. Fisch wird auf den Terrassen am Stint heute nicht mehr verkauft, dafür kannst du in einem der Cafés mit Blick aufs Wasser die romantische Atmosphäre genießen. Und dort wird gerade abends und am Wochenende auch sichtbar, das Lüneburg eine Universitätsstadt ist. Genauso wie in der Heiligengeist- und Schröderstraße findest du im Wasserviertel viele Bars und Restaurants.

Mit über 300 Kneipen und Pubs für rund 75.000 Einwohner hat Lüneburg übrigens die größte Kneipendichte Deutschlands und laut Stadtmarketing nach Madrid sogar die zweithöchste Europas. Die Studenten sorgen für Leben in der malerischen Kulisse.

Leuphana trifft Libeskind: Futuristische Universitätsarchitektur

Für das Alter der Stadt ist die Leuphana in Lüneburg eine junge Universität: Sie wurde erst 1946 als Pädagogische Hochschule gegründet. Inzwischen sind fast 10.000 Studenten eingeschrieben – und damit prägt die Universität das Leben der Stadt.

Spätestens seit Anfang des Jahres gilt das außerdem für die Architektur der Hansestadt. Im März wurde auf dem Universitätsgelände etwas außerhalb der Innenstadt das laut „Welt“ wohl „abgefahrenste Universitätsgebäude Deutschlands“ eröffnet. Der New Yorker Stararchitekt Daniel Libeskind hat das neue Zentralgebäude der Leuphana Universität entworfen.

Genau wie die Elbphilharmonie wurde das neue Unigebäude mit Verspätung eröffnet und hat mehr gekostet als ursprünglich geplant. Und wie beim Konzerthaus wurde auch hier ein architektonisches Wahrzeichen geschaffen. Das markante neue Zentralgebäude mit seiner schrägen Fassade und silbernen Außenhaut glänzt in der Sonne und ist nicht nur an schönen Tagen ein Hingucker.

Hier in der baulich unaufgeregten Umgebung einer ehemaligen Kaserne setzt Libeskind einen Kontrastpunkt auch zur historischen Backsteinarchitektur der Altstadt. Die Leuphana bietet monatlich Führungen an – und ein Abstecher zum Uni-Campus ist seit der Eröffnung nicht nur für Architekturfans Pflichtprogramm.

Zum Kloster Lüne und zur Bardowicker Mühle

Der Klostergarten im Lüneburger Kloster Lüne
Der Klostergarten im Lüneburger Kloster Lüne

Und noch ein Sehenswürdigkeit etwas außerhalb des Zentrums solltest du anschauen: Unweit vom historischen Hafen liegt das Kloster Lüne. Ende des 12. Jahrhunderts als Benediktinerinnenkloster gegründet, ist es heute ein evangelisches Damenstift.

Bei einem Spaziergang durch die alten Klosteranlagen fühlst du dich auch dort ganz schnell in längst vergangene Zeiten zurückversetzt. Sehenswert sind Kirche und Kreuzgang – und an sonnigen Tagen kannst du außerdem unter den alten Bäumen im Klostergarten sitzen und dir im „Café im Kloster“ Kaffee und Kuchen schmecken lassen.

Kaffee und Kuchen gibt’s auch in Meyer’s Windmühle in Bardowick, nur ein paar Kilometer von Lüneburg entfernt. Was hier allerdings anders ist als in anderen Cafés: Das Mehl für den Kuchen wird nebenan in der Mühle gemahlen und frisch verarbeitet. Schon seit 1813 steht die Bardowicker Mühle für gelebtes Müllerhandwirk und wird mittlerweile in sechster Generation von Familie Meyer betrieben.

Eine historische Windmühle, die noch voll in Betrieb ist, das ist heute eine ziemliche Ausnahme. Umso spannender ist es, bei einem Rundgang durch das denkmalgeschützte Gebäude einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Und im Mühlenladen kannst du anschließend eine Packung Mehl kaufen und für zu Hause mitnehmen.

Ausflug in die Lüneburger Heide

Falls dann noch Zeit ist, bietet sich übrigens auch ein Ausflug in die Lüneburger Heide an. Rund um die Hansestadt sind viele der alten Heide-, Moor- und Waldlandschaften erhalten. Ein Besuch lohnt sich vor allem im Spätsommer, wenn die Landschaft beispielsweise um die Heidedörfer Undeloh und Wilsede in sattes Lila eingefärbt ist. Nach einer alten Faustregel blüht die Heide vom 8.8. bis 9.9. jedes Jahres. Vom Wilseder Berg, der höchsten Erhebung im Norden, bietet sich außerdem ein toller Panoramablick. Für uns ein Grund, spätestens nächstes Jahr im Sommer wiederzukommen!

 

Praktische Tipps

Von Hamburg aus ist Lüneburg mit Auto und Zug bestens zu erreichen: Die Fahrt von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof dauert gerade mal eine halbe Stunde. Bis in die historische Altstadt ist es von dort außerdem nur noch ein Katzensprung. Auch die kleinen Gässchen innerhalb des Stadtrings lassen sich wunderbar zu Fuß erkunden. Ansonsten ist das Stadtrad Lüneburg eine Alternative. Die erste halbe Stunde fährst du sogar kostenlos. Die Stadt ist übrigens auch zur Weihnachtszeit wunderschön: Mehr dazu gibt’s in meinem Artikel „Advent: Die schönsten Weihnachtsmärkte im Norden“. Und Tipps für die Lüneburger Heide findest du im Artikel „Lüneburger Heide: Tipps für die Heideblüte“.

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Autor

Willkommen bei My happy Places! Ich bin Britta, Journalistin, lebe in Hamburg und liebe es, zu reisen. Hier nehme ich dich mit zu meinen Lieblingsorten rund um die Welt. Viel Spaß!

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