Mit der europäischen Konkurrenz kann Krakau problemlos mithalten: In der Stadt vermischt sich Geschichte mit italienischem Flair, warten Kultur und Szeneviertel. Hier gibt’s noch mehr Gründe, warum sich ein Städtetrip an die Weichsel lohnt.

Es ist Sommer in Krakau. Auch spätabends ist es noch angenehm warm, das Leben spielt sich draußen ab. Die Restaurants und Bars rund um den Rynek Glowny, den Marktplatz im Zentrum der Altstadt, sind voll besetzt. Einheimische und Touristen flanieren über den Platz. Wegen ihres italienischen Flairs wird die Stadt an der Weichsel oft auch „Florenz des Nordens“ genannt – und an einem solchen lauen Abend wird ziemlich schnell klar warum. Aber der Reihe nach…

Auf dem Königsweg durch die Altstadt

Kraków, wie es auf Polnisch heißt, war jahrhundertelang Hauptstadt des Königreichs Polen – und die aus dieser Zeit resultierende Pracht begleitet dich auch heute noch auf deinem Rundgang. Nicht umsonst zählt die Stadt bereits seit 1978 zum Unesco-Weltkulturerbe. Für einen Einblick in das royale Krakau bietet sich ein Spaziergang endlang des Königsweges an. Er beginnt nördlich der Altstadt und führt über den Marktplatz bis zum Wawel mit Königsschloss und Kathedrale.

Die Ulica Florianska wird gesäumt von hübsch renovierten Stadthäusern
Die Ulica Florianska wird gesäumt von hübsch renovierten Stadthäusern

Vorbei an Krakaus mittelalterlicher Stadtbefestigung, den Barbakanen, gelangst du durch das Florianstor ins alte Zentrum. Die Ulica Florianska wird gesäumt von hübsch renovierten Stadthäusern mit vielen kleinen Läden und endet direkt am Hauptplatz, dem Rynek Glowny. Du stehst jetzt auf einem der größten mittelalterlichen Marktplätze Europas. Nur der Markusplatz in Venedig ist größer.

Krakau wurde seit dem 13. Jahrhundert nicht mehr nennenswert zerstört – und hier im Zentrum kann sich die Stadt deshalb auch heute noch in ihrer ganzen Schönheit zeigen. Die italienisch anmutenden Tuchhallen in der Mitte des Platzes mit dem Rathausturm direkt daneben, die alles überragende Marienkirche an der Ostseite und die kleine Adalbertkirche werden eingerahmt von prächtigen Renaissance- und Barockhäusern.

Auch tagsüber ist hier im historischen Zentrum ordentlich etwas los, wandern Schulklassen über den Platz, sitzen Touristen mit einem Kaffee in der Sonne und warten hübsch geschmückte Kutschen auf Kundschaft. Für uns geht’s aber durch die Ulica Grodzka weiter den Königsweg entlang Richtung Wawel. Unterwegs legen wir noch einen kurzen Zwischenstopp an der St.-Peter-und-Paul-Kirche ein, die du mit ihren Brüstungen mit den zwölf Aposteln kaum verpassen kannst.

Krakau royal auf dem Wawel

Am Ende der Straße ist der Wawelhügel dann nicht mehr zu übersehen. Hier wurde einst der Grundstein für Krakau gelegt, das bis 1596 Hauptstadt des Königreichs Polen war und der Wawel damit Machtzentrale des Landes. Noch immer thront die Befestigungsanlage über der Stadt und der Weichsel – und vom Fluss aus lassen sich Größe und Ausmaß am besten erkennen. Mittelpunkt sind bis heute Kathedrale und Königsschloss.

Die Kathedrale wurde im 14. Jahrhundert gebaut und immer wieder erweitert. So besitzt sie heute mehrere von Regenten und Bischöfen gestiftete Kapellen und zählt zu Polens bedeutendsten Kirchen. Einst fanden hier Krönungen und königliche Trauerfeiern statt, die meisten Könige Polens sind in den Kapellen begraben.

Das Königsschloss wurde im 16. Jahrhundert gebaut und war kultureller und politischer Mittelpunkt Polens. Es gilt als eine der prächtigsten Renaissance-Residenzen Mitteleuropas. Wenn du dich für Architektur und Geschichte interessierst, solltest du hier also auf jeden Fall auch einen Zwischenstopp einplanen.

Krakau war auch für viele Jahre Wirkungsstätte von Karol Wojtyla, dem späteren Papst Johannes Paul II., der mehr als 40 Jahre seines Lebens in der Stadt verbrachte. Eine Statue vor der Kathedrale erinnert an ihn. Unterhalb des Wawels befindet sich in der Ulica Kanonicza 21 außerdem das Haus, in dem Wojtyla in den 1960er Jahren wohnte. Im benachbarten Erzdiözesanmuseum gibt es eine Rekonstruktion seines früheren Zimmers.

Trendviertel Kazimierz

Krakau ist aber nicht nur herausgeputzte Königsstadt, sondern schon seit Jahrhunderten auch Universitätsstadt. Die 1364 gegründete Jagiellońska ist nach Prag die zweitälteste Universität Mitteleuropas. Das Collegium Maius stammt aus dem 15. Jahrhundert. Entsprechend jung sind immer noch die Einwohner: Die über 150.000 Studierenden machen etwa ein Viertel der Bevölkerung aus.

An der Ulica Jozefa findest du viele Restaurants
An der Ulica Jozefa findest du viele Restaurants

Viele von ihnen triffst du abends im südlich der Altstadt gelegenen Trend- und Ausgehviertel Kazimierz. Der nach König Kasimir dem Großen benannte Stadtteil war einst eine selbständige Stadt. Heute ist es mit seinen vielen Restaurants, Bars, Cafés und kleinen Läden bei Einheimischen und Touristen beliebt. Geprägt wird das Viertel durch seinen alternativen Charme, die Künstlerszene und seine jüdische Tradition.

Süße Läden sowie coole Restaurants und Cafés findest du in der Ulica Jozefa und ihren kleinen Seitenstraßen. Nicht weit davon entfernt ist der Plac Nowy mit seinen Bars und Kneipen. Tagsüber findet ein Markt statt, abends treffen sich hier die Nachtschwärmer. Und eine Sache musst du probieren: die Zapiekanka. Fast alle kleinen Stände in der Mitte des Platzes verkaufen die polnische Mischung aus Baguette und Pizza.

Jüdisches Flair

Die breite Ulica Szeroka war früher Hauptplatz des jüdischen Kazimierz. Daran erinnern die Alte sowie die noch heute genutzte Remuh-Synagoge. Dahinter liegt einer der bedeutendsten jüdischen Friedhöfe Europas, dessen älteste Grabsteine aus dem 16. Jahrhundert stammen. Er ist genauso wie der verwunschene neue jüdische Friedhof unweit der Bahntrasse für Besucher geöffnet.

Das jüdische Flair ist hier weiter zu spüren, auch wenn heute kaum noch Juden in Kazimierz leben. Dazu tragen auch Restaurants wie das „Ariel“ mit seiner koscheren Küche bei, in dem Steven Spielberg während der Dreharbeiten zu „Schindlers Liste“ zu Gast gewesen sein soll.

Die Spuren der Vergangenheit

Und damit sind wir bei einem düsteren Kapitel in der Geschichte dieser schönen Stadt angekommen. Während der Besatzung durch die Deutschen im Zweiten Weltkrieg wurde nahezu die gesamte jüdische Gemeinde ermordet, die vor Kriegsbeginn noch fast ein Viertel der Einwohner ausmachte. An die Leiden im Krakauer Ghetto erinnert seit 2005 ein Mahnmal aus 70 Stühlen auf dem Platz der Ghettohelden. Sie symbolisieren die Tragödie der Bewohner, von denen nur ihre Möbel geblieben sind. Eines der wenigen Überbleibsel aus der Ghettozeit ist die Apotheke „Zum Adler“ am südlichen Rand des Platzes, heute ein Museum.

Im Stadtteil Podgorze südlich der Weichsel hat sich aber auch eine Geschichte der Menschlichkeit abgespielt: Hier wurde „Schindlers Liste“ geschrieben, die durch Steven Spielbergs gleichnamigen Film weltweit bekannt wurde. Der deutsche Unternehmer Oskar Schindler hat in seiner damaligen Emailfabrik 1.200 Juden vor dem sicheren Tod bewahrt. Das Gebäude beherbergt seit 2010 ein sehr sehenswertes Museum, das die Geschichte Schindlers und der von ihm geretteten Juden genauso thematisiert wie die Zeit unter deutscher Besatzung.

In Krakau werden dir auch immer wieder Hinweise auf Touren nach Auschwitz und Auschwitz-Birkenau begegnen. Die beiden Konzentrationslager liegen etwa eine Autostunde entfernt und sind ein absolutes Muss, wenn du mehr über dieses düstere Kapitel unserer Geschichte erfahren möchtest.

Praktische Tipps:

Von Deutschland aus kannst du von vielen Städten direkt nach Krakau fliegen. Eine weitere Möglichkeit ist die Anreise mit einem Polen-Special der Deutschen Bahn. Unterkünfte gibt es vor Ort in allen Kategorien und Preisklassen, genau wie Restaurants, Bars und Cafés. Wir haben in der Art & Garden Residence übernachtet, ein stylisch eingerichtetes Hotel in Altstadtnähe mit kostenlosem Parkplatz. Für einen Ausflug in die israelische Küche können wir das Hamsa in Kazimierz empfehlen: Hummus & Happiness lautet hier das Motto. Weitere Infos rund um Krakau findest du auch bei Krakow Travel.

Was sind deine Tipps für die Stadt? Ich freue mich wie immer über Kommentare. Und wenn dir der Artikel gefallen hat, teil ihn doch gerne mit deinen Freunden! Damit du keine neue Geschichte mehr verpasst, kannst du mir außerdem auf Facebook, Pinterest, Instagram, Bloglovin‘ und Tripadvisor folgen. Oder du abonnierst dir My Happy Places als Newsletter.

 

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Autor

Willkommen bei My happy Places! Ich bin Britta, Journalistin, lebe in Hamburg und liebe es, zu reisen. Hier nehme ich dich mit zu meinen Lieblingsorten rund um die Welt. Viel Spaß!

2 Kommentare

  1. Moin,

    klasse Bericht über Krakau. Für mich geht es in zwei Wochen in die mittelalterliche Stadt. Ich war schon von der Altstadt in Tallinn sehr begeistert, so ähnlich stelle ich mir Krakau auch vor. Tolle Fotos, das macht Lust auf mehr!

    Beste Grüße

    Tobias

    • Hey Tobias,

      Krakau ist wirklich eine Reise wert, vor allem jetzt im Frühling und Sommer. Tallinn steht noch auf meiner Todoliste, die Stadt muss auch toll sein.

      Viel Spaß in Krakau!
      Britta

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