Lissabon ist immer eine Reise wert. In der Stadt am Tejo kannst du Kunst und Kultur mit Shopping, Nachtleben und lässiger Lebensart verbinden. Nicht zu vergessen: die berühmte Straßenbahn 28. Eine Fahrt durch Portugals Hauptstadt.

Unterwegs mit der Eléctrico Nr. 28

Der alte Wagon rattert über die Straße. Der Fahrer kurbelt und das Schnaufen der historischen Bahn ist fast zu spüren. Links und rechts sind die Häuserwände zum Greifen nah. Auf die enge Gasse folgt ein Hang – und dann die nächste Haltestelle. Die Schlange an Wartenden ist lang, denn die Fahrt mit der Tram Linie 28 gehört zum Pflichtprogramm jedes Lissabonaufenthalts.

1901 haben die damals hochmodernen Straßenbahnen die Pferdewagen ersetzt. Mehr als ein Jahrhundert später kommt bei der Fahrt mit der dienstältesten Tramlinie der Welt vor allem Nostalgie auf. Die Linie 28 ist perfekt für eine Rundfahrt durch Portugals Hauptstadt: Vom Startpunkt im Westen der Stadt bis hoch ins Graça-Viertel im Osten rattert sie an vielen Sehenswürdigkeiten vorbei. Unterwegs immer mal wieder aussteigen bietet sich also definitiv an.

Die Eléctrico 28 unterwegs im Bairro Alto
Die Eléctrico 28 unterwegs im Bairro Alto

Wir starten am Largo da Graça und fahren vorbei an Kirchen und durch enge Gassen immer bergab Richtung Alfama-Viertel. Gegenüber vom Museu de Artes Decorativas steigen wir aus und schlendern zuerst nach vorne zu den Aussichtspunkten. Vom Miradouro de Santa Luzia und dem Miradouro das Portas do Sol gleich nebenan bietet sich ein wundervoller Blick über die Häuser der Altstadt bis hinunter zum Tejo. Und falls du Lust hast: Die Cafés warten nicht nur mit einem tollen Ausblick auf, sondern auch einem leckeren Kaffee in der Sonne.

Historische Gassen im Alfama-Viertel

Die Alfama ist der älteste Stadtteil von Lissabon mit einem Labyrinth aus engen Straßen. Vom Tejo-Ufer unten am Hang zieht es sich hinauf bis zum Castelo São Jorge, Lissabons Trutzburg oben auf dem Berg. Als an Allerheiligen 1755 ein verheerendes Erdbeben 30.000 Lissabonner begrub und Häuser, Kirchen und Paläste zerstörte, hat die Alfama die Katastrophe beinah unbeschadet überstanden. Entsprechend ursprünglich präsentiert sich das Altstadtviertel auch heute noch.

Um ein Gefühl für die Alfama zu bekommen, lässt du dich am besten einfach durch die Gassen treiben. Verwinkelte Treppen führen den Hang hinauf, weiter geht es in die kleine Gasse nach links, dann wieder nach rechts. Ziel ist der Burgberg mit dem Castelo de São Jorge. Die Festungsanalge bietet tolle Aussichten über das Stadtzentrum und den Tejo bis hinüber zum anderen Flussufer. Bereits zu römischer Zeit als Kastell genutzt, residierten hier bis 1511 Portugals Könige.

Baixa, das Zentrum von Lissabon

Wieder zurück an der Straßenbahn, geht es mit der Linie 28 weiter Richtung Unterstadt. Auf dem Weg kommen wir auch an Lissabons Kathedrale vorbei: Die Sé Patriarcal ist das älteste erhaltene Gotteshaus der Stadt. Die am Rand der Alfama gelegene Kirche entstand in der Mitte des 12. Jahrhunderts und vereint nach mehreren Zerstörungen durch verschiedene Erdbeben heute unterschiedliche Stilrichtungen.

Das Stadtviertel Baixa ist das Herz und Geschäftsviertel Lissabons und wurde nach dem Erdbeben von 1755 komplett wieder aufgebaut. Zentrum und gute Stube ist der Praça do Comércio, direkt am Tejo. Bis zum Erdbeben stand hier der Königspalast Paço da Ribeira. Heute ist der quadratische Platz ein Verkehrsknotenpunkt. Umgeben wird er an drei Seiten von Arkadengängen, in der Mitte steht ein Reiterstandbild von König José I., an der nördlichen Front markiert der Arco Triunfal den Übergang zur Rua Augusta.

Zentrum und gute Stube: der Praca do Comércio
Zentrum und gute Stube: der Praca do Comércio

Geradeaus geht es von hier durch die Innenstadtstraßen weiter Richtung Rossio, einem nächsten großen Platz unweit des gleichnamigen Bahnhofs. Der Platz mit der Marmorsäule in der Mitte ist Treffpunkt für Einheimische und Touristen. Uns zieht es allerdings weiter Richtung Elevador de Santa Justa.

Lissabon wird auch Stadt der sieben Hügel genannt – und bergauf geht es tatsächlich an ziemlich vielen Stellen. Um den Weg für die Bewohner weniger beschwerlich zu machen, gibt es in der Innenstadt immer wieder Fahrstühle – und der Elevador de Santa Justa ist ein besonders schönes Exemplar. Die markante Eisenkonstruktion mit den kunstvollen Außenverzierungen und filigranen Elementen ist ein Muss. Also geht’s mit dem über hundert Jahre alten Schmuckstück von der Rua de Santa Justa hoch ins Bairro Alto.

Nicht nur abends angesagt: das Bairro Alto

Bairro Alto heißt auf Deutsch Oberstadt. Es erhebt sich über der Unterstadt, dem Geschäftsviertel Baixa. Genau wie die Alfama ist das Bairro Alto in weiten Teilen von dem katatstrophalen Erdbeben 1755 verschont geblieben. Hier kannst du also wieder durch kleine und verwinkelte Gassen laufen und das Viertel für dich entdecken. Heute ist das Bairro Alto Lissabons trendiges Kneipen- und Szeneviertel und vor allem abends cool. In den engen Gassen reihen sich Bars und Restaurants aneinander, so dass du hier sicher einen schönen Platz für den Abend findest.

In der Oberstadt treffen wir auch wieder auf die Straßenbahnlinie 28. Der betagte Wagon hat sich den Hügel hochgearbeitet und rattert weiter durch die kleinen Gassen. Wir fahren mit der Eléctrico noch ein Stück und nehmen dann den Elevador da Bica, eine von drei Standseilbahnen in Lissabon. Sie bringt uns runter in die Rua da Boavista, von wo es nur noch ein paar Meter bis zum Mercado da Ribeira sind. 2014 hat hier in der alten Markthalle der Time Out Market eröffnet, auf dem du an über 30 Ständen verschiedenste lokale Leckereien probieren kannst. Ein perfekter Zwischenstopp für einen kleinen Snack nach all dem Sightseeing.

Absolutes Muss: ein Ausflug nach Belém

Direkt gegenüber liegt der Bahnhof Cais do Sodre, der Ausgangspunkt für einen Ausflug in Lissabons Vorort Belém.Unterwegs kommst du an der Ponte 25 de Abril vorbei, einer Hängebrücke über den Tejo. Auf den ersten Blick hat sie Ähnlichkeiten mit der Golden Gate Bridge in San Francisco. Aber keine Sorge: Du bist immer noch in Lissabon.

In Belém stehen zwei der bekanntesten Sehenswürdigkeiten: das Hieronymuskloster und der Torre de Belém. Auf dem Weg dorthin muss aber noch Zeit für Lissabons bekannteste Leckerei sein: die Pastéis de Nata. In der Antiga Cofeitaria de Belém werden die Pastéis de Belém seit 1837 nach einem Rezept aus dem Kloster hergestellt. Du erkennst das kleine Café an der oft meterlangen Schlange vor der Tür. Die kleinen Dinger sind so lecker, dass du dir am besten noch ein paar Exemplare für später einpacken lässt.

Frisch gestärkt geht’s weiter zum Mosteiro dos Jerónimos. Die Klosteranlage gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und gilt als bedeutendster Bau der Manuelinik, einer portugiesischen Variante der Spätgotik. Als das Gebäude Anfang des 16. Jahrhunderts von Manuel I. beauftragt wurde, lag das Kloster noch direkt am Flussufer. Hier befinden sich die Sarkophage des Seefahrers Vasco da Gama und verschiedener portugiesischer Könige. Das Prunkstück ist der zweigeschossige Kreuzgang.

Unweit des Klosters thront der Torre de Belem immer noch über dem Tejo. Als 1505 mit seinem Bau begonnen wurde, lag er noch auf einer vorgelagerten Insel. Der Turm gilt als Wahrzeichen Lissabons und ziert Reiseführer und Postkarten. Ursprünglichh als Leucht- und Wachturm gedacht, bewachte er dann mit seinen Kanonen die Hafeneinfahrt.

Ein Abstecher zum Park der Nationen

Nach all der Zuckerbäckerarchitektur steht zum Abschluss noch ein Abstecher in Lissabons modernstes Viertel auf dem Programm. Zur Weltausstellung EXPO ist hier am Tejo 1998 ein ganzer Stadtteil neu geplant und gebaut worden und wächst seither weiter. Der Parque das Nações umfasst heute Hotels, Wohnungen, Büros und auch ein großes Einkaufszentrum.

Zur Weltausstellung EXPO wurde 1998 der Parque das Nações eröffnet
Zur Weltausstellung EXPO wurde 1998 der Parque das Nações eröffnet

Wenn du am Bahnhof Oriente aus der U-Bahn steigst, empfängt dich bereits hier die moderne Architektur. Die flügelförmige Dachkonstruktion des Bahnhofs ist ein echter Hingucker. Das Thema der Weltausstellung lautete „Die Ozeane: Ein Erbe für die Zukunft“ – und so steht hier auch Lissabons Ozeanarium. Das größte Indoor-Aquarium Europas ist nicht nur für Kinder spannend und eine gute Alternative, wenn es im sonnigen Lissabon doch mal regnet.

 

Praktische Informationen:

Die Innenstadt von Lissabon ist übersichtlich, viele Sehenswürdigkeiten kannst du gut zu Fuß erreichen. Für die Fahrt mit der Straßenbahn und Ausflüge nach Belem oder zum EXPO-Gelände lohnt sich aber ein Tagesticket. Dazu besorgst du dir am besten die wiederaufladbare Karte Viva Viagem.

Weitere Informationen findest du auch auf der offiziellen Tourismusseite unter www.visitlisboa.com. Hast du noch mehr Tipps für Lissabon? Welche Ecken magst du am liebsten? Ich freue mich wie immer über Kommentare!

Autor

Willkommen bei My happy Places! Ich bin Britta, Journalistin, lebe in Hamburg und liebe es, zu reisen. Hier nehme ich dich mit zu meinen Lieblingsorten rund um die Welt. Viel Spaß!

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