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Bunte Fachwerkhäuser und idyllische Gässchen – Straßburgs Altstadtviertel Petite France bietet Romantik pur. Und nicht nur hier mischt sich deutsche Gemütlichkeit mit französischem Savoir-Vivre. Genug gute Gründe für ein Wochenende im Elsass.
Mit Geranien geschmückte Sprossenfenster, das Flüsschen Ill mit seinen Kanälen, Restaurants und Cafés: Straßburgs altes Gerberviertel Petite France ist das romantische Zentrum der Stadt. Egal ob tagsüber oder am Abend, in den kleinen Gässchen südlich der Grand’Rue ist immer etwas los. Und so beginnt auch für uns hier der Spaziergang durch die Stadt.
Von der Petite France zum Straßburger Münster
Das wörtlich übersetzte „Kleine Frankreich“ ist das ehemalige Viertel der Fischer, Müller und Gerber. Von der Aussichtsterrasse der Barrage Vauban bietet sich ein schöner Blick auf und über die Häuschen und Kanäle der Petite France. Von hier hast du die vier Türme der Gedeckten Brücken im Blick und rechts erhebt sich der Turm der Kathedrale.
Das Maison des Tanneurs aus dem Jahr 1572 ist das markanteste und bekannteste der alten Gerberhäuser. Es liegt direkt am Flüsschen Ill, das mit seinen Kanälen die kleinen Inseln des Viertels umfließt. Ein schöner Blick auf die bunten Fachwerkhäuser und Kanäle bietet sich auch von der Brücke Pont St Martin. Hier und am Place Benjamin Zix kannst du außerdem beobachten, wie die Ausflugsboote die Schleusen passieren.
Die Petite France ist Romantik und Idylle pur – und um diese Atmosphäre des alten Straßburg auf dich wirken zu lassen, lässt du dich am besten einfach durch die kleinen Gässchen treiben. Hier findest du neben den hübschen Fachwerkhäusern auch viele kleine Souvenirläden, Cafés und Restaurants mit typisch elsässischer Küche.
Weltkulturerbe Altstadtinsel
Über die Grand’Rue mit ihren vielen Läden geht es danach weiter Richtung Innenstadt. Straßburgs historisches Zentrum liegt auf einer Insel – und diese Altstadtinsel oder „Grande Île“ zählt bereits seit 1988 zum Unesco-Weltkulturerbe. Es lohnt sich also, immer mal wieder in eine der kleinen Seitenstraßen abzubiegen und nach oben zu schauen. In Straßburgs Zentrum vereint sich gut erhaltene und restaurierte Architektur aus Gotik, Renaissance und Klassizismus.
Auf dem Weg Richtung Kathedrale kommst du unter anderem am Gutenbergplatz vorbei, in dessen Mitte eine Statue an den Erfinder des Buchdrucks erinnert. Gutenberg lebte von 1439 bis 1444 in Straßburg und führte auch hier den Druck mit beweglichen Lettern ein. Vom Place Gutenberg nimmst du am besten die Rue Mercière – und dann hast du Straßburgs Münster auch schon direkt vor dir.
Meisterwerk der Gotik: die Kathedrale
Kathedrale Unserer Lieben Frau, Liebfrauenmünster oder Cathédrale Notre-Dame de Strasbourg: das Gotteshaus trägt viele Namen und ist das Wahrzeichen der Stadt. Mit seinen 142 Metern überragt das Münster nicht nur die Dächer von Straßburg, sondern ist bei gutem Wetter selbst vom Schwarzwald und den Vogesen aus zu sehen. Bis zum Ende des 19. Jahrhundert war es sogar das höchste Gebäude der Welt.
Die Kathedrale ist ein Wunderwerk der Steinmetzkunst, an ihrem Bau wurde über 250 Jahre gearbeitet. Vor allem das Hauptportal und die Westfassade erzählen in Stein geformte Geschichten. Im Inneren gehört die Astronomische Uhr zu den Besonderheiten. Und wenn dir die 332 Stufen nicht zu viel sind, kannst du nach einem Aufstieg auf die Aussichtsplattform den Blick über die Stadt genießen.
Jetzt im Sommer lohnt sich außerdem ein Abstecher am Abend. Nach Einbruch der Dunkelheit verwandelt sich die Südfassade der Kathedrale in eine überdimensionale Leinwand. Die Lichtshow „Le ballet des ombres heureuses“ greift die Architektur auf und erzählt begleitet von verschiedenen musikalischen Klängen eine mystische Geschichte.
Fachwerkkunst, Flammkuchen und Sauerkraut
Für uns geht es aber noch weiter durch die Stadt. Den Schlossplatz neben der Kathedrale dominiert der Palais Rohan. Einst Stadtresidenz für Fürstbischöfe und zwischenzeitlich Hauptgebäude der Universität Straßburg, beherbergt der Palast heute drei Museen der Stadt. Hier befinden sich neben dem Museum für bildende Kunst auch das Archäologische Museum und das Kunstgewerbemuseum.
Direkt am Place de la Cathédrale steht außerdem eines der schönsten Fachwerkhäuser Straßburgs, das Haus Kammerzell. Im 15. Jahrhundert gebaut, machen die filigrane Schnitzfassade und die Butzenscheiben das Maison Kammerzell zum Hingucker. Heute ist hier eines der besten Restaurants der Stadt zu finden, das regionale Spezialitäten wie das Elsässer Choucroute auf der Karte hat.
Und auch gegenüber in der Rue du Maroquin reihen sich nicht nur Souvenirläden, sondern auch einige traditionelle Restaurants mit typischer regionaler Küche aneinander. Noch ein Stück weiter in der Rue des Veaux findest du das Au Brasseur. Schon seit 1746 werden hier die Gäste bewirtet. Heute kannst du nicht nur beim Brauen des hauseigenen Craft Beers zuschauen, sondern auch die fürs Elsass so typischen Flammkuchen probieren.
Europas Hauptstadt als Kreuzung der Kulturen
Unweit der Kathedrale zeigt sich auch die Vielfalt der Kulturen in der Europastadt Straßburg. Die Rue des Juifs, in der sich heute viele kleine Boutiquen und Läden befinden, erinnert an das mittelalterliche Judenviertel. Auch heute ist in Straßburg wieder eine aktive jüdische Gemeinde zu Hause.
Bei dem Spaziergang durch die Stadt sind dir sicher auch schon die zweisprachigen, manchmal sogar dreisprachigen Straßenschilder aufgefallen. Seit einigen Jahren ist das Elsässisch als regionaler Dialekt so auch in der Stadt wieder deutlich sichtbar. Die Tradition zeigt sich außerdem in der Küche.
Als Grenzregion ist das Elsass außerdem politisch immer wieder zwischen Frankreich und Deutschland gewechselt – und an den deutschen Teil der Stadtgeschichte erinnert die Neustadt rund um den heutigen Place de la République. Vorbei an der Oper und über die Theaterbrücke findest du am anderen Ufer der Ill den ehemaligen Kaiserplatz mit Repräsentanzgebäuden aus der Gründerzeit.
Links steht der ehemalige Kaiserpalast, ihm gegenüber das einstige Parlament von Elsass-Lothringen, heute das Straßburger Nationaltheater, gleich daneben die Universitätsbibliothek. Auf Grund seiner Geschichte lange ungeliebt, gehört seit Anfang Juli auch dieser „deutsche“ Teil der Stadt zum Unseco-Welterbe.
Spaziergang an der Ill
Vom Place de la République aus laufen wir langsam an der Ill entlang zurück. Besonders am Abend, wenn links und rechts am Ufer die Häuser der Altstadt illuminiert sind, ist dieser Spaziergang wunderbar romantisch. Für einen kleinen Zwischenstopp und einen Drink mit Ausblick bietet sich dann eines der Boote am Quai des Pêcheurs an. Und von dort geht es unter den vielen Brücken hindurch auf dem kleinen Fußgängerweg direkt am Ufer zurück bis zur Petite France.
Wenn du den Weg nicht laufen möchtest, kannst du die Tour rund um die Altstadtinsel auch mit einem der Ausflugsboote Batorama machen. Direkt vom Wasser aus bietet sich nochmal eine ganz andere Perspektive – und viele der Sehenswürdigkeiten sind auch vom Boot aus zu sehen. Aber vor allem die Fahrt durch die kleinen Kanäle der Petite France, vorbei an den hübsch beleuchteten Fachwerkhäusern, ist am Abend sehr romantisch. Die Anlegestelle findest du direkt hinter dem Palais Rohan.
Für einen Drink am Abend ist außerdem der Place du Marché Gayot unweit der Kathedrale eine gute Adresse. Straßburg ist eine Studentenstadt und neben dem Studentenviertel Krutenau ist auch die Altstadt ein beliebter Treffpunkt. Rund um den Platz findest du viele kleine Bars – nur mit dem Platz könnte es bei gutem Wetter schwierig werden.
Europa-Hauptstadt Straßburg
Straßburg ist nicht nur auf Grund seiner Lage und Geschichte eine europäische Stadt, auch einige europäische Institutionen haben hier ihren Sitz. Und so steht für uns am Sonntagvormittag ein Ausflug ins Europaviertel auf dem Programm. Das Parlamentsviertel liegt etwas außerhalb der Altstadt – und so nutzen wir den Abstecher für eine kleine Radtour durch die Villengebiete im Osten. Straßburgs futuristisch anmutende Straßenbahn könntest du aber genauso gut nehmen.
Was sofort auffällt: Die Architektur im Europaviertel, in dem auch der deutsch-französische Fernsehsender Arte seinen Sitz hat, ist ganz anders als im historischen Zentrum. Statt Fachwerk triffst du hier auf moderne Architektur und viel Glas. Am bekanntesten ist das Europäische Parlament. Am Wochenende kannst du es nur von außen anschauen, während der Plenarsitzungen gibt es aber die Möglichkeit, die Tagungen vor Ort zu verfolgen. Direkt gegenüber vom Europaparlament findest du den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und etwas weiter Richtung Innenstadt den Europarat.
Gegenüber vom Europarat liegt übrigens Straßburgs schönster Park: der Parc de l’Orangerie. Bei schönem Wetter bietet sich definitiv ein Spaziergang oder sogar ein Picknick an. Neben einem hübsch angelegten Landschaftspark im englischen Stil findest du hier auch einen Mini-Zoo und auf dem kleinen See kannst du Boot fahren. Eines meiner Highlights bleibt aber die fast garantierte Tuchfühlung mit einem der Symbole des Elsass: dem Storch. Hier im Park sind zahlreiche Paare zu Hause und die genießen wie wir die Sonnenstrahlen.
Solltest du noch Zeit haben, bietet sich für den Nachmittag ein Ausflug ins südliche Elsass an, zum Beispiel entlang der Route des Vins bis nach Colmar oder Mulhouse. Riquewihr und Kaysersberg gehören zu den bekanntesten Orten und locken nicht nur mit gutem Wein, sondern auch mit hübschen Ortskernen. Ein Highlight, das wir fürs nächste Mal wieder einplanen.
Praktische Tipps:
Straßburg ist von Deutschland aus gut mit der Deutschen Bahn oder Auto zu erreichen. Der internationale Flughafen befindet sich in Entzheim. Die Straßburger Altstadt ist kompakt und lässt sich gut zu Fuß erkunden. Alternativen sind das Straßenbahnnetz CTS oder die Leihräder von Velhop, mit einer Station direkt am Bahnhof. Für Touren ins Elsass und zur Weinstraße ist ansonsten ein Mietwagen praktisch. Hotels und Unterkünfte findest du in Straßburg in allen Kategorien am besten über Booking.com. Bei GetYourGuide kannst du Tickets für Stadtführungen und Touren ins Elsass buchen. Für noch mehr Tipps hatte ich den DuMont direkt Reiseführer Straßburg dabei. Weitere Informationen bietet auch die offizielle Seite des Fremdenverkehrsamts.
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8 Kommentare
Hallo Britta,
Straßburg hat uns auch sehr gut gefallen und und wir haben teilweise fast die gleichen Bilder gemacht 🙂
Wir freuen uns auf einen Gegebesuch.
Viele Grüße
Michael & Sandra
Hey ihr zwei,
ja, Straßburg ist einfach immer eine Reise wert 🙂
Eure Fotos sind auch richtig gut geworden!
Viele Grüße und bis bald
Britta
Liebe Britta,
Straßburg steht schon lange ganz weit oben auf meiner Liste. Bisher haben wir es leider nie geschafft, dieser Bericht und die tollen Bilder schüren auf jeden Fall mein Reisefieber und ich merke, wir müssen das jetzt unbedingt mal schaffen. Vielen Dank für den inspirierenden Bericht.
Viele Grüße,
Tanja
Liebe Tanja,
freut mich, dass mein Artikel euch inspiriert hat! Straßburg und auch das Elsass sind auf jeden Fall eine Reise wert. Euch also ganz viel Spaß!
Liebe Grüße
Britta
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Hallo Britta,
ein wirklich inspirierender Artikel, der direkt ganz viel Lust auf Straßburg macht, was eh schon lange auf meiner Bucketlist steht. Wirklich ein toller Ort! Spannend fand ich auch, dass Gutenberg da mal gelebt hat. Besonders gefallen hat mir das prächtige Gebäude der Unibib, aber auch das Europaviertel und natürlich die Altstadt würden mich interessieren. Ist einfach eine wunderschöne und vielseitige Stadt! Danke fürs Mitnehmen und die reizenden Fotos. Ein bisschen Reisen im Kopf tut gerade jetzt in der dunklen Jahreszeit besonders gut 🙂
Herzliche Grüße
Claudia
Liebe Claudia,
ich freue mich, dass du einige Ideen für einen Besuch in Straßburg gefunden hast. Die Stadt lohnt sich eigentlich das ganze Jahr über und das Highlight im Winter ist sicherlich der Weihnachtsmarkt.
Viele Grüße
Britta